5 Monate bei Paddy und Mary – ein Fazit

Die Abonnenten meiner Updates aus Irland habe ich vorletzte Woche mit der Überschrift

“Wir kehren in die Schweiz zurück”

geschockt. Das war natürlich nur der Titel, weiter ging der Satz mit …

…aber nur für einige Tage Ferien”.

Wieso sollte ich auch für länger zurückkehren wollen? Es gefällt mir einfach zu gut hier in Irland und nach dem ganzen Stress, welcher so eine Auswanderung mit sich bringt, haben wir uns langsam so richtig eingelebt.

So eine Auswanderung – ich nenne es ja lieber Übersiedeln – ist nicht so eine einfache Sache. Es gibt das eine oder andere was man beachten muss und berücksichtigen. Viel Papierkram ist nötig und man muss sich einen Überblick über die Begebenheiten im neuen Land verschaffen. Dabei lernt man praktisch jeden Tag etwas Neues kennen. Dies beginnt mit der Erkenntnis, dass man Irland eine bestätigte Wohnadresse benötigt um ein Bankkonto eröffnen zu können oder Cashback beim Einkaufen an der Kasse bedeutet, dass man wie an einem Bankomaten vor Ort Geld beziehen kann.

Als wir eines Tages von einem Ausflug nach Hause zurückkehrten, steckte ein brauner Umschlag in unserem Briefkasten. Handgeschrieben draufgekritzelt etwas von “Parish” und wann und wo ein Treffen stattfinden würde. Im Umschlag drin war nichts weiter – auch kein Geld. Es war wohl die subtile Art der Nachbarn uns Neuankömmlinge in Ihre Gemeinde – sprich Kirche – einzuladen und diesen Umschlag prall gefüllt mit hübschen Euro-Noten mitzubringen. Da ich mich ehrlich gesagt weder in Irland, noch in der Schweiz noch sonstwo um die Kirche schere wurde das Couvert kurzerhand zum Anfeuern des Kamins gebraucht. Seither ist das Thema wohl erledigt.

Dafür kommt ab und zu jemand vorbei um zu Fragen ob wir für einen guten Zweck spenden wollen. Meist sind diese Spendenaufrufe mit einem Gewinnspiel gekoppelt um die Leute zu animieren. Für solche Fälle ist es immer gut eine 5 Euro Note bereit zu haben, den mit diesem Betrag kann man meist mitmachen und er tut auch nicht weh. Ist ja auch für eine gute Sache.

In der Tat ist es unglaublich für was alles hier gesammelt wird. Dabei merkt man so richtig wie die Community zusammenhält. Bei grösseren Sachen macht jeder mit und an bestimmten Anlässen ist alles was zwei Beine hat unterwegs um zu sammeln, zu spenden, zu rennen, zu schwimmen, zu radeln oder zu backen. “Charity” ist das Zauberwort um diese Spendenmarathons zu umschreiben.


Reto Bachofner
DIL 2015

Mitten in der Nacht um 2.30 Uhr sind wir aufgestanden um am “Darkness in to Light” Event in Clonakilty teilnehmen zu können. Bis zu diesem Tag wusste ich gar nicht, dass es so früh schon eine Uhrzeit gibt…

Unser bestes Erlebnis in diesem Zusammenhang war unsere Teilnahme am “Darkness into Light” in Clonakilty. Im Namen vom Pieta House liefen wir mit rund 2’000 anderen Teilnehmern morgens um 4.15 Uhr beim GAA Platz in Clon los. In raschem Schritt ging es Richtung Town und von dort wieder zurück. Das war spannend. Der Marsch fing in völliger Dunkelheit an und beim Ziel kamen wir in den Genuss eines fantastischen Sonnenaufgangs. Pieta House unterstützt Menschen mit Depressionen, welche drohen sich selbst zu verletzen oder gar zu töten.



Wir beim DIL 2015 – ja, zu Beginn war es halt recht dunkel…

Viele Teilnehmer laufen dann auch in Erinnerung an ein beliebtes Familienmitglied mit, welches Selbstmord begangen hat. Da auch ich einen lieben Menschen auf diese Weise verloren habe, war es mir wichtig an diesem Anlass teilzunehmen. Es war wunderbar, intensiv und schön. Gerne sind wir nächstes Jahr wieder mit von der Partie. Toll war, dass einer meiner Lieblingsschauspieler, Jeremy Irons, auch dabei war. Mit einer Rede hat der berühmte Schauspieler den Event Morgens um vier Uhr eröffnet.

Jeremy Irons wohnt in einem von ihm restaurierten Schloss Nähe von Skibereen. Er sagt selbst, dass er es sehr schätze hier in West Cork leben zu dürfen. Die Leute lassen ihn beim Einkaufen in Ruhe und er kann wohl auch unbehelligt mal ein Bier trinken gehen.

Ich selbst bin zwar alles andere als berühmt. Aber auch ich schätze die Ruhe hier und die Gelassenheit der Menschen. Ich habe den Eindruck die Leute sind weniger gehetzt, haben ab und zu Zeit für einen Schwatz und alles ist ein bisschen lockerer. Arbeit und Geld verdienen ist wichtig. Wichtiger ist aber die Familie, Freunde und Spass zusammen zu haben. Dies zumindest mein persönlicher Eindruck und auch ein kleines Fazit nach fünf Monaten Irland.

Zurückgehen? Kommt momentan überhaupt nicht in Frage. Zuviel gibt es hier noch zu entdecken und kennen zu lernen. Das Wissen über Land und Leute will noch weiter wachsen. Ich will mit meiner Frau zusammen noch viele Wanderungen und Roadtrips unternehmen. Irland fasziniert uns nach wie vor und wir werden weiterhin jeden Moment auskosten hier sein zu dürfen.

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4 Kommentare

  • Hallo Reto

    Ein stürmisches Hallo aus dem Seeland. Ich finde Deine Seite sehr informative, humorvoll und Ideenreich zusammengestellt. Es erleichtert jedem sich einen Weg mit Deiner Sicht und Einsicht zu geniessen und eigentlich sofort in den Flieger zu steigen und sich nur von Deiner Beschreibung durch Irland führen zu lassen.

    Ich war schon ein paar mal in Irland. Mir hat das einfache, die Hilfsbereitschaft und auch die humorvolle Art der Iren sofort begeistert. Dazu muss ich sagen das ich auch 3 x alleine gereist bin, aber nie länger als 4 Tage, deshalb waren meine Strecken auch nicht so ultra lange. Doch seltsamerweise ging mein Weg nie richtig nach Cork oder Kinsale, obschon dieser Fleck sicherlich auch sehr schön und ihre entdeckende Seite hat.
    Was würdest Du einem empfehlen? Diesmal werd ich mit einem Kollegen Paar leider nur für 2 Tage vorbei kommen. Und das schon in 2 Wochen, genau genommen am 3.5-5.5.
    Es wäre sicher auch schön wenn Du und Deine Frau ev. Zeit hätten für ein Guinness.

    Dem Wetter hier zum Trotz wünsch ich schönes Weekend und ev auf ein bald.

    Grüessli Sam
  • Hi Sam

    Danke für deine Nachricht! Also wenn ihr euch die Stadt Cork ansehen möchtet, da gibt es natürlich jede Menge zu sehen und entdecken. Ansonsten hat auch Kinsale eine Menge zu bieten und die zwei Tage werden wie im Flug vorbei gehen. Der Old Head of Kinsale ist sicher schön zu sehen, obwohl man diesen wegen dem Golfplatz nicht vollends betreten darf. Auf dem Weg dorthin, könnt ihr im "Speckled Door" gut Essen gehen. Oder einfach auch auf einen Drink vorbei gehen und die fantastische Sicht auf die Bucht geniessen. Auf der Seite hinaus, ist auch das James Fort. Lohnt sich für eine Fahrt dorthin und dann beim Fort herumlaufen und die Aussicht geniessen. Auch dort hats einen Pub um gemütlich für einen Drink einzukehren. Vom James Fort aus, siehst du auch rüber zum Charles Fort. Dieses Fort kann man richtig und aussgiebig besichtigen. Von Kinsale aus kannst du auf dem Scily Walk dorthin laufen (ca. 1.30h), auf dem Weg dorthin kommt ihr am Bulman's vorbei. Dort könnt ihr herrlich die vorbeiziehenden Schiffe beobachten.

    Wenn ich es einrichten kann, können wir uns gerne auf einen Drink treffen. Schreib mir doch vorher auf reto@irlanderleben.net

    Beste Grüsse ins Seeland!
    Reto
  • Hallo Reto,
    was mich mal brennend interessieren würde....was arbeitest du oder deine Frau in Irland?
    Du schreibst, dass ihr nach Cork gegangen seid, weil dort gute Arbeitsplätze gerade für deutschsprachige Menschen zu finden sind. Ich hatte mir erhofft, dass du mehr über die Arbeitssuche und die Arbeitsmöglichkeiten schreibst.
    Muss man mit einem genügenden Startkapital auf der Insel landen oder kommt man da an und die Jobs liegen einem zu Füßen?
    Und gilt das nur für junge Menschen, oder habe ich als 50+ auch noch eine Chance etwas zu finden?
    Beste Grüße aus Berlin 🍀
  • Hallo Sangeeta
    Gerne beantworte ich deine brennende Frage ;-) Cork und Umgebung hat uns schon immer sehr gut gefallen. Glücklicherweise gibt es viele internationale Firmen, welche hier ansässig sind. Somit ist gerade im IT-Bereich sowie im Kundenservice auch die deutsche Sprache viel gefragt. Begonnen habe ich bei einer Firma, welche reinen Kundendienst für verschiedene Firmen macht. Das war nicht so dolle, aber gut zum Einsteigen. Jetzt bin ich seit ein paar Wochen bei einem US-Pharma-Multi und mache Kundendienst für den deutschen Markt. Meine Frau arbeitet bei einer Firma, welche Betreuung für ältere Menschen bei ihnen zu Hause anbietet. In diesen beiden Bereichen (deutscher Kundendienst, vor allem Richtung IT und Pflege) sind Leute doch recht gefragt. Diese Positionen sind für alle offen, also auch für 50+. In welcher Richtung würdest du den was suchen, Sangeeta?

    Betreffend Startkapital. Einmal habe ich TV eine Sendung gesehen, wo eine junge Frau mit Kind an die Westküste ausgewandert ist. Geld hatte sie gerade mal einige hundert Euro mit. Unschwer zu erraten, dass das ganze nicht funktioniert hat. Bei uns war es so, dass gerade zu Beginn wir doch stark von unseren Reserven leben mussten. Jetzt kann meine Frau mehr Stunden arbeiten und ich habe einen besseren Lohn beim neuen Arbeitgeber. Trotzdem müssen wir noch schauen, dass wir hinkommen. Irland ist doch recht teuer und mit unserem Einkommen lebst du nicht in Saus und Braus. So geht es vielen hier und im Gegensatz zu vielen Iren, welche von Tag zu Tag leben und schauen müssen mit dem Budget, sind wir doch recht gut dran. Kurzum, einige tausend Euro muss man schon als Sicherheit auf der Seite haben. Dazu bereit sein, einen einfachen Lebensstandard zu führen und Abstriche hinzunehmen.

    Ich werde sicher künftig noch mehr über das Auswandern und Leben in Irland im Detail schreiben. Zuerst kommen aber noch ein paar andere Projekte wie Wandern in Irland und Urlaubsplanung. Wir werden aber sicher noch ganz viel übers Auswandern nach Irland sprechen hier auf dem Blog. Dazu brauche ich selber aber auch noch mehr Hintergrundinfos und muss das bisher erlebte und gelernte zuerst einmal für mich aufarbeiten. Grüne Grüsse, Reto

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