Entdecke Dublin‘s The Liberties - wo sich Biddy Mulligan und Molly Malone nicht getroffen haben


In Dublin's fair city...

Where the girls are so pretty....




Summst du bereits mit? Oder singst du schon aus voller Kehle mit? Kommen dir die Zeilen bekannt vor? 

Es ist der Song über Dublins bekannteste Fischverkäuferin. Molly Malone, welche Nachts ihren Körper verkauft haben soll und sehr jung an einem unbekannten Fieber starb.

In Wirklichkeit hat es sie nie gegeben. Oder vielleicht doch? So genau weiss man dies ja nie.

Märkte mit Strassenverkäufern auf denen erfundene Figuren wie Biddy Mulligan und Molly Malone ihre Waren feilboten gab es in Dublin tatsächlich.

Doch wo fanden diese statt und existiert dieses Viertel heute noch im modernen Dublin? Die Antwort ist ja.

„The Liberties“ wird die Area genannt.

Aber der Reihe nach, denn...


... wer zum Geier war Biddy Mulligan?

Biddy hätte genauso gut so berühmt wie Molly sein können. Und eine Statue im Herzen Dublins erhalten.

„Biddy Mulligan the Pride of the Coombe“ ist ein Song aus den 1930er Jahren. Komponiert von einem gewissen Seamus Kavanagh.

Erst der Sänger und Komödiant Jimmy O‘Dea machte das Lied bekannt da er die Figur Biddy Mulligan in die Theater brachte. Im Olympia Theater sowie später im Gaiety schlüpfte er in die Rolle der Biddy.

Zusammen mit seinem Freund Harry O‘Donovan produzierte er pro Jahr zwei Shows fürs Theater. Jimmy verkörperte die üppige Strassenverkäuferin und wurde dank viele dieser Sketchs einer der beliebtesten Sänger und Komödianten der Theaterbühnen in Irland und England.

Die Verkäufer von Muscheln, Früchten und Gemüse in den Strassen von Dublins gab es tatsächlich. Die gesamte Arbeiterklasse wurde oft von seinesgleichen gefeiert. Vom Adel aber belächelt und verspottet.

The Liberties Dublin

Die Statue von Molly Malone. Hier noch an der Grafton Street. Die Figur wurde mittlerweile an die Suffolk Street verlegt, da am ursprünglichen Standort eine neue Strassenbahnlinie entlang führen wird. Sobald die LUAS-Linie fertiggestellt ist wird Molly wieder an ihren alten Standort zurückkehren.


Die Liberties sind und waren immer ein Arbeiterviertel aus welchem Helden wie Molly Malone oder Biddy Mulligan hervortraten. Einfache Leute, welche einfache Dinge taten. Dabei aber heroisch den englischen Besatzern trotzte.

Im frühen 18. Jahrhundert liessen sich die Hugenotten in den Liberties nieder.

Sie begannen eine profitable Leinenindustrie aufzubauen. Der englischen Konkurrenz passte dies gar nicht. Flugs wurde ein Gesetz verabschiedet, welches hohe Steuern auf exportierter irischer Leine vorsah.

Tauchen wir aber am Beispiel des „Wasser des Lebens“ in die faszinierende Geschichte der „Liberties“ ein.

Doch zuerst habe ich noch dies für dich.



The Liberties - eines der historischsten Viertel Dublins

Die Liberties ist ein Gebiet südlich des Stadtzentrums von Dublin. Einige bedeutende Touristenattraktionen gehören dazu:

  • Guinness Storehouse
  • Christ Church Cathedral
  • St. Patricks Cathedral
  • John‘s Lane Church
  • Teeling Whiskey Distillery


Genug also um einen ganzen Tag in den Liberties zu verbringen. Doch woher hat das Gebiet seinen Namen?

Im Irland des zwölften Jahrhunderts traten erstmals die Anglo-Normannen in Erscheinung und führten ihr Recht ein. Ausserhalb der Stadtmauern gab es aber Gebiete, welche eigenes Recht gelten lassen durften.

Die grössten von der Stadt unabhängigen Gegenden bildeten sich aus den Liberties von St. Sepulchre und derjenigen von Thomas Court und Donore.

Heute grenzt der Liffey im Norden, die St. Patrick‘s Kathedrale im Osten, Warrenmouth im Süden und der Spitalkomplex St. James im Westen die Gegend ab.

Doch kommen wir zu etwas Wichtigerem. Irischem Whiskey.

Stimmt, oder?



Die Liberties und das Wasser des Lebens - eine Erfolgsgeschichte

Es gab eine Zeit als Dublin das Zentrum des Whiskey Universums darstellte. Irischer Whiskey war speziell in Amerika sehr beliebt.

Ein bestimmtes Viertel der irischen Hauptstadt tat sich in der Herstellung von Spirituosen besonders hervor. Du ahnst es schon.

Die „The Liberties“.

Auf wenigen Hektaren fanden sich innert weniger Jahren rund 40 Distillerien ein.

Jameson, John Power & Sons sind dabei noch heute klingende Namen. Die grösste Distillerie brachte aber George Roe & Sons hervor. Diese, wie viele der anderen Marken auch, existieren heute nicht mehr. Andere aber erleben ein Revival.

Anfangs des 18. Jahrhunderts bildeten diese Brennereien zusammen mit der Guinness Brauerei den sogenannten „Goldenen Triangel“.

Der goldene Triangel

Im 18. und 19. Jahrhundert war Dublin das Zentrum der Brauereien und Destillerien. 1880 gaben sich hier die grösste Brauerei der Welt (Guinness) und die grösste Whiskey Destillerie der Welt (George Roe & Sons) die Ehre.

Guinness, soviel steht fest, existiert noch heute und bietet mit dem Guinness Storehouse die grösste Touristenattraktion des Landes.

George Roe & Sons wirst du in Dublin vergebens suchen. Der Firma erging es wie vielen im 20. Jahrhundert. Aufkommender Wettbewerb durch schottischen Whisky, die Prohibition in den USA und politische Unsicherheiten in Irland führten zum Kollaps der irischen Whiskey-Dynastie.

So tröpfelte 1973 das letzte Mal „Wasser des Lebens“ aus den Brennblasen durch die Leitungen einer Whiskey Distillerie in Dublin.


Das Ende einer Ära. Doch ist es innovativen Iren zu verdanken, dass wir seit neuster Zeit wieder Whiskey aus den Liberties geniessen können. Schon verloren geglaubte Marken erleben ihre Wiedergeburt.

Dabei wird auch das eine oder andere Gebäude zweckentfremdet. Wie das?

Das sag ich dir gleich.


Die Rückkehr von Teeling

Während der Blütezeit des Whiskey-Booms in Dublin an der Marrowbone Lane gelegen feierte Teeling 2015 ein Comeback in Newmarket.

125 Jahre nachdem die letzte Distillerie eröffnet wurde kreieren heute mit innovativen Blending-Techniken die Master-Destiller von Teeling einen international bekannten Whiskey.

Damit verhelfen sie den Liberties zu einem neuen Publikum. Als Alternative zur Jameson Distillery empfiehlt sich hier eine Tour mit Tasting des Teeling’schen Destillates.

Doch aufgepasst. Auch hier ist das Interesse gross und du solltest die Tour in jedem Fall vorbuchen.

Tipp: Das Teeling-Experience kann auch mit dem Dublin-Pass besucht werden.

Pearse Lyons Distillery - die etwas andere Location

Bist du auf der Suche nach einer ganz besonderen Location einer Whiskey Destillerie bist du bei Pearse Lyons richtig.

Mag sein, dass du noch nie von der Marke gehört hast. Whiskey hergestellt wird auch erst seit 2017. Der Ort an welchem der Whiskey destilliert wird könnte dich aber aus den Socken hauen.

Das errätst du nie.

In einer Kirche! Genauer in der St. James Church. Der erfolgreiche Entrepreneur Pearse Lyons, seines Zeichens einer der reichsten Iren, verwandelte zusammen mit seiner Frau das ungenutzte Gotteshaus in eine Whiskey-Destillerie.

Die erste ursprüngliche Kirche an diesem Ort geht zurück ins 12. Jahrhundert. Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde 1860 im gotischen Stil erbaut.

Aufgrund struktureller Probleme musste 1948 die Turmspitze entfernt werden. Da gleichzeitig ein Rückgang der Gemeindemitglieder zu verzeichnen war wurde die St. James Church in der Folge geschlossen.

Das Gebäude diente später als Lager- und Warenhaus. Heute nach dem Umbau werden die Brennblasen durch Glasfenster aus irischer Glasmalereikunst beleuchtet.

Klar ist, dass es dank solch geschichtsträchtigen Gemäuern viel zu erzählen gibt. Dem wird bei der Gestaltung der geführten Touren auch Rechnung getragen.

Eine Kirche bringt einen entsprechenden Friedhof mit sich. Dort fanden nicht nur der Grossvater von Pearse Lyons, sondern Schuhmacher, Weber, Bäcker oder Soldaten ihre letzte Ruhestätte.

Auch Molly Malone oder Biddy Mulligan könnten dort begraben sein. Deren Geschichten zum Leben zu erwecken ist die Aufgabe eines „Seanachaí“. Dies ist nichts anderes als ein Geschichtenerzähler nach irischer Tradition.

Auf den Touren durch die Destillerie wird nicht nur wert darauf gelegt die Geschichte des irischen Whiskey‘s zu vermitteln.

Auch die Vergangenheit der Liberties und der Menschen, welche hier gelebt haben, wird durch den Seanachaí lebendig vermittelt.



Doch gibt es nicht noch mehr zu erzählen über die damalige Whiskey Hochburg Dublin? Natürlich.

Eine der heissesten Whiskey-Geschichten ereignete sich am 25. Juni 1875.

Whiskey, Whiskey überall

Es war im Malthaus der Reid Distillerie wo das Unglück seinen Lauf nahm. Gegen halb Neun Uhr abends brach ein Feuer aus.

Rasch schlugen die Flammen über zu Malone‘s Lagerhaus. Dort lagerte für 54‘000 Pfund Whiskey.

Dieser geriet in Brand und als ob dies nicht schon genug des Unglücks wäre. Der Whiskey floss durch die Strassen der Liberties!

Wie Lava wälzte sich der brennende Alkohol durch Ardee-Street, Mill-Street, Cork-Street und Chamber-Street. Alle Häuser der Mill-Street fielen dem Feuer zum Opfer. Ebenso eine Seite der Chamber-Street.

Die angerückte Feuerwehr machtlos. Wasser in dieses Inferno gespritzt hätte womöglich zum Flächenbrand in der ganzen Stadt geführt.

Doch wie löschen? Die rettende Idee hatte der Feuerwehrkommandant.


Die Armee rückte an um die Polizei zu verstärken. Das Feuer sollte mit Sand gelöscht werden.

Und da dazumal sich viele Pferde in Dublins Gassen aufhielten wurde auch Pferdemist heran gekarrt um den Brand unter Kontrolle zu bringen.

Weder der Begriff „Feuerwasser“ wurde in dieser verhängnisvollen Nacht erfunden. Noch der Irish Hot Whiskey.

Doch viele Schaulustige konnten dem durch die Strassen fliessenden Whiskey nicht widerstehen. Aus den Pubs und Häusern hinaus auf die Gassen kamen sie geströmt.

Gefüllt wurden alle erdenklichen Gefässe. Sogar Hüte und Stiefel wurden mit Whiskey gefüllt.

Angesichts des Infernos wundert es, dass das niemand durch das Feuer oder die Rauchentwicklung verstarb. Dennoch waren offiziell drei Tote zu beklagen.

Inoffiziell soll die Brandnacht 14 Tote gefordert haben. Eines der Opfer war der 18jährige William Cheetban, welcher in der Chamber-Street den starken (und wohl vergifteten) Alkohol sammelte und trank.

So endet unsere kleine Reise durch die Liberties tragisch. Höchste Zeit aber zu Biddy Mulligan zurück zu kehren.

Die Strassenverkäuferin von Datteln, Äpfeln, Orangen und Nüssen. Die üppige Biddy, welche so stolz auf ihren Sohn Mick war, welcher in der Longford Streetband die Flöte spielte.

Hör rein in das Lied und lass so den Beitrag ausklingen...


Biddy Mulligan - der Stolz von Coombe


Molly Malone in Deutschland bekannt gemacht haben die Dubliners. Etwas weniger bekannt ist der Song von Biddy Mulligan. Diesen findest du auch auf dieser CD*.


You may travel from Clare to the county Kildare

From Francis Street back to the Coombe;

But where would you see a fine widow like me?

Biddy Mulligan the pride of the Coombe, me boys,

Biddy Mulligan the pride of the Coombe.

I'm a buxom fine widow, I live in a spot In Dublin, they call it the Coombe.

Me shops and me stalls are laid out on the street, And me palace consists of one room.

I sell apples and oranges, nuts and sweet peas, Bananas and sugar stick sweet.

On a Saturday night I sell second-hand clothes, From the floor of me stall in the street.

CHORUS

I sell fish on a Friday, spread out on a board the finest you'll find in the sea.

But the best is my herrings, fine Dublin Bay herrings,

There's herrings for dinner and tea.

I have a son, Mick, he's great on the flute, he plays in the Longford Street band;

It would do your heart good for to see him march out

On a Sunday for Dollymount Strand. CHORUS

In the park, on a Sunday, I make quite a dash the neighbors look on in surprise.

With my Aberdeen shawlie thrown over my head, I dazzle the sight of their eyes.

At Patrick Street corner, for sixty-four years, I've stood, and no one can deny

That while I stood there, nobody could dare To say black was the white of my eye.


Photo Credit Titelbild: Irelands Content Pool, Gareth Byrne



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